Foto (Laura Eigsperger): Schulleiter für Heilerziehungspflege Florian, Lehner, Fachkoordinatorin Dike Attenbrunner, MdL Josef Heisl.
Schon zu Beginn wurde deutlich, wie eng Themen wie politische Bildung, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Fachkräftesicherung miteinander verknüpft sind. „Die Schule ist der Kern der Demokratie“, sagte Dike Attenbrunner. Sie betonte, wie wichtig es sei, jungen Menschen frühzeitig Werte, Orientierung und die Fähigkeit zum kritischen Denken zu vermitteln – gerade in Zeiten, in denen soziale Medien Radikalisierung verstärken.
Diese Entwicklung, so waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, wurde durch die Corona-Pandemie weiter verschärft. Josef Heisl erklärte: „Viele Kinder und Jugendliche waren über Wochen und Monate isoliert. Schule, Sportvereine und Freizeitangebote – also genau die Orte, an denen junge Menschen soziale Kompetenz und demokratische Haltung entwickeln – waren plötzlich nicht mehr da. Diese Lücke haben häufig Online-Plattformen gefüllt, auf denen einfache Antworten und extreme Meinungen oft mehr Raum bekommen als differenzierte Debatten“.
Schulleiter Florian Lehnert ergänzte: Wir leben an unserer Schule Vielfalt: Viele Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Unsere Klassen spiegeln die Gesellschaft wider – und das ist gut so. Programme wie das Startchancen Programm in Bayern greifen hier gezielt und helfen dabei, gezielt Förderkräfte einzusetzen, z. B. für Sprachförderung oder zusätzliche Betreuung.“
Wie aus Bildung auch berufliche Perspektiven entstehen können, zeigte Lehnert am Beispiel der Heilerziehungspflege. Das sogenannte Einführungsjahr Heilerziehungspflege (HEJ) ermögliche es Jugendlichen bereits ab 16 Jahren, in dieses Berufsfeld hinein zu schnuppern. „Das ist eine echte Chance – besonders für junge Menschen, die noch nicht genau wissen, wohin es gehen soll“, so Lehnert. Das HEJ ersetzt zunehmend das klassische FSJ oder zweijährige Praktika und bietet erste praktische Erfahrungen in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Gleichzeitig werden Grundlagen in Pädagogik, Pflege, Kommunikation und Inklusion vermittelt.
Wer danach weitermachen möchte, kann direkt in die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft in der Heilerziehungspflege einsteigen. Diese umfasst zwei Jahre Vollzeitunterricht, gefördert durch das Aufstiegs-BAföG, sowie ein anschließendes Praxisjahr. Die Ausbildung verbindet Theorie und Praxis eng miteinander – mit Fächern wie Psychologie, Heilpädagogik, Medizin, Recht und teilhabeorientierter Pflege.
Doch trotz pädagogischer Erfolge und gesellschaftlicher Relevanz kämpft die Schule – wie viele private Bildungseinrichtungen – mit strukturellen Problemen. „Die Finanzierung hinkt der Realität massiv hinterher“, kritisierte Lehnert. „Wir fordern eine Anhebung der Betriebszuschüsse um mindestens 10 Prozent sowie eine längst überfällige Anpassung des sogenannten Pflegebonus.“ Besonders sogenannte Bonusschulen, die sich durch hohe soziale Leistungen auszeichnen, würden seit Jahren auf notwendige finanzielle Unterstützung warten. Auch eine dynamische Anpassung des Schulgeldersatzes fehle bislang – obwohl Kosten für Personal, Energie und Verwaltung kontinuierlich steigen.
Josef Heisl zeigte Verständnis für diese Forderungen und versicherte, die Anliegen mit in die politische Diskussion zu nehmen: „Wenn wir den Fachkräftemangel im sozialen Bereich ernsthaft angehen wollen, brauchen wir starke, verlässliche Bildungseinrichtungen – und dazu gehört auch eine angemessene Finanzierung der privaten Schulen.“