Foto (Laura Eigsperger): (v. l.) MdL Stefan Meyer und MdL Josef Heisl, Äbtissin Dr. M. Mechthild Bernart, Architekt Norbert Sterl und Thyrnaus Bürgermeister Franz Mautner.
Im Rahmen eines Ortstermins hat sich MdL Josef Heisl mit seinem Kollegen Stefan Meyer (Mitglied im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags), mit Äbtissin Dr. M. Mechthild Bernart, dem Architekten Norbert Sterl und Thyrnaus Bürgermeister Franz Mautner zu den Instandsetzungsmaßnahmen ausgetauscht. Auf rund 1,3 Millionen Euro werden die Kosten für den aktuellen zweiten Bauabschnitt zur Restaurierung des Klosters Thyrnau geschätzt, den der Freistaat Bayern, die Diözese Passau, der Bezirk Niederbayern, der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Thyrnau sowie private Spender mit Zuschüssen unterstützen.
Von 2012 bis 2016 ließ die Abtei St. Josef in einem ersten Bauabschnitt umfangreiche Dachinstandsetzungsarbeiten an dem damals schwer geschädigten Dachstuhl ihres Hauptgebäudes, einem ehemaligen Jagdschloss der Passauer Fürstbischöfe, durchführen. Dabei wurden das Dachtragwerk sowie die obersten Geschossdecken saniert und die Räume des im 18. Jahrhundert ausgebauten Dachgeschosses aufgrund ihres besonderen Erhaltungswertes restauriert. Bereits zum Zeitpunkt dieser Dachinstandsetzung war ein zweiter Bauabschnitt zur Restaurierung von Stuck und Deckenmalerei der reich ausgestatteten barocken Repräsentationsräume im zweiten Obergeschoss des ehemaligen Jagdschlosses geplant, die an vielen Stellen Schäden aufweisen und daher der Instandsetzung bedürfen. „Festsaal, Wintertafelzimmer und Audienzzimmer hießen in fürstbischöflicher Zeit einige dieser Räume,“ erklärt Norbert Sterl, der der Abtei auch als „Familiare“ verbunden ist und die Baumaßnahmen im Kloster Thyrnau ehrenamtlich begleitet. „Sie sind mit einem vornehmen ‚Bandelstuck‘ ausgestattet, der vermutlich aus der Stuck-Werkstatt von Paolo d’Allio stammt, einem bedeutenden Vertreter der sog. „Intelveser“ Barockkünstler in Süddeutschland. Mit seinem Cousin Giovanni Battista Carlone hatte Paolo d’Allio früher an den Stuckarbeiten im Passauer Dom mitgearbeitet“, erklärt Sterl. Mit dieser kunsthistorisch wertvollen Ausstattung zählt das Kloster Thyrnau mit zu den bedeutendsten Baudenkmälern in der Region um Passau, weiß auch MdL Josef Heisl und freut sich für die Äbtissin und die gesamte Abtei über die Förderung. „Ohne Zuschüsse hätten wir diese Restaurierung nicht stemmen können,“ sagt Äbtissin Dr. Mechthild Bernart. „Daher sind wir Schwestern sehr dankbar, dass der Freistaat Bayern Fördermittel aus dem sogenannten Entschädigungsfonds in Aussicht gestellt hat, für die nunmehr der Förderbescheid erteilt wurde.“ Ein weiterer wichtiger Zuschussgeber ist die Diözese Passau, die den zweiten Restaurierungsabschnitt mit 300.000 Euro unterstützt. Auch der Bezirk Niederbayern hat einen Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro in Aussicht gestellt, weitere 50.000 Euro der Verein der Freunde des Klosters Thyrnau. „Diese Sanierung ist dringend notwendig, denn an Stuck und Putz in diesen Räumen gibt es zahlreiche Schadensbilder, verursacht durch Wassereinbrüche noch aus der Zeit vor der Dachinstandsetzung, Ablösungen von Putz- und Stuckteilen sowie früheren Übermalungen, Ausbesserungen und Installationen“, erläutert Norbert Sterl weiter. Instandsetzungsbedarf besteht darüber hinaus an Fenstern, Türen und Fußböden sowie am Kreuzgang, am Dachreiterturm der Klosterkirche und am Dach über dem Küchenanbau.
Zur Geschichte des Klosters Thyrnau
Die Zisterzienserinnenabtei St. Josef in Thyrnau hat ihren Ursprung in der Zisterzienserinnenabtei Rathausen bei Luzern. Das Kloster Rathausen war 1245 gegründet und nach über 600 Jahren 1848 durch den großen Rat von Luzern aufgehoben worden. 1876 mussten die Schwestern, des Landes verwiesen, die Schweiz und später auch ihre anschließende Niederlassung in Vezélise bei Nancy in Frankreich verlassen. 1902 fanden sie schließlich eine neue Heimat in dem ehemals fürstbischöflichen Jagdschloss in Thyrnau. Hier fand sich schon seit dem hohen Mittelalter ein Landgut, das 1692 in den Besitz des Fürstbistums Passau überging. Im Jahr 1718 vollendete Fürstbischof Raymund Anton von Rabatta den Neubau eines Jagdschlosses anstelle der Gutsbauten. Nach der Säkularisation wechselte das Schloss zehnmal den Besitzer, bis es die Zisterzienserinnen der Abtei St. Josef erwarb. Sie setzten das ehemalige Jagdschloss instand und ließen in neubarocker Formensprache 1910 bis 1913 zwei Flügelbauten, darunter die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt errichten. Bekannt ist die Abtei St. Josef für ihre überregional bekannte Paramenten- und Fahnenstickerei als eine erste Adresse für qualitätvolle Anfertigung liturgischer Textilien.
Der Entschädigungsfonds wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verwaltet und gemeinsam vom Freistaat und den Kommunen getragen. Den Bewilligungsbescheid erlässt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, mit dem die Maßnahme abgestimmt ist. Die Maßnahme wird durch das Landesamt für Denkmalpflege auch fachlich begleitet.