„Wir brauchen jetzt die Politik, denn wir stehen in unseren Kitas kurz vor dem Kollaps“, bringt es Jennifer Veit, Einrichtungsleiterin der Caritas-Kita in Obernzell bei einem Besuch von MdL Josef Heisl drastisch auf den Punkt.
Im Beisein von Vertretern des Kindergarten-Trägers, dem Caritasverband im Bistum Passau, und Bürgermeister Ludwig Prügl, hat sich der CSU-Landtagsabgeordnete ein Bild von der Einrichtung in der Marktgemeinde gemacht. „Unsere Kita steht gut da. Daran war uns schon immer gelegen und deswegen haben wir in die Sanierung und den Neubau vor gut zwei Jahren auch stark investiert. Die Kita Obernzell hat einen hohen Stellenwert bei uns in der Gemeinde“, betont der Bürgermeister und dankt in diesem Zusammenhang auch nochmals in Richtung MdL Heisl für die Unterstützung seitens Freistaates Bayern.
Die Caritas-Kita Obernzell betreut in Summe 145 Kinder, davon 30 Krippenkinder in zwei Gruppen und die weiteren 115 Kids in insgesamt fünf Regelgruppen. „Wir sind ein weltoffener Kindergarten mit 40 Familien mit Migrationshintergrund. Bei uns begegnen sich die verschiedensten Kulturen und das erachten wir als große Chance“, so Jennifer Veit. Allerdings berge der hohe Migrationsanteil auch Herausforderungen – „das sind ganz alltägliche Dinge und fängt mit der Sprachbarriere an“, so die Einrichtungsleiterin. Dabei bleibe der Anspruch des Personals oft auf der Strecke. „Wir sehen uns als Bildungseinrichtung und leisten sehr wertvolle Bildungsarbeit. Wir sind definitiv systemrelevant, aber stehen absolut an“, mahnt Veit an. Es fehle an Zeit für das 25-köpfige Team, um sich in die pädagogischen Aufgaben entsprechend einzuarbeiten und auch neue Ansätze zu denken. „Kindergarten ist mehr als das bloße Spielen mit Kindern“, so auch die stellvertretende Leiterin Brunhilde Schmöller.
Auch wenn man mit dem Träger in enger Abstimmung gut zusammenarbeite, fehle es insgesamt an Planungssicherheit. „Das Personal hat wenig Sicherheit, vor allem weil die Personalstunden letztlich von den Buchungszeiten der Eltern abhängig sind. Die Finanzierung läuft aus dem Ruder. Wir sind in einem System, das den Träger und das Personal zum Spielball der Eltern macht“, so Stefan Seiderer, zuständiger Abteilungsleiter für den Bereich Kindertageseinrichtungen bei der Caritas im Bistum Passau. Seiner Einschätzung nach wäre es dringend nötig, das System neu zu denken und an der Finanzierungsschraube zu drehen. „In der Realität brauchen wir einen anderen Anstellungsschlüssel, auch weil eine Kindertageseinrichtung in der heutigen Zeit die erste Anlaufstelle für das soziale Miteinander ist“, so Seiderer weiter. Sonst brenne das Personal langfristig mental aus. „Wir wünschen uns Wertschätzung für unseren Beruf und das Team. Wir machen unseren Job, weil wir mit dem Herzen dabei sind“, betont Jennifer Veit. Es gelte wieder gute Rahmen- und Arbeitsbedingungen für die Angestellten in Kitas zu schaffen.
MdL Josef Heisl zeigt sich dankbar für die tiefen und umfassenden Einblicke in das Alltagsgeschehen der Einrichtung. „Es sind viele Herausforderungen zu bewältigen, die man sicher nicht auf dem Schirm hat, wenn man diesen Beruf erlernt. Die Rahmenbedingungen sind derzeit auch Thema bei uns im Landtag und ich kann versichern, dass die Wertschätzung für die geleistete Arbeit in jedem Fall vorhanden ist.“ Im Rahmen seines Besuchs hat er zugesagt, die Anliegen in die politische Arbeit in München entsprechend einfließen zu lassen.